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ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGEN
UND ANGEBOTE
DANA GRIGORCEA: »REDEN WIR ÜBER EUROPA!« –
»DIE NICHT STERBEN« NACHHALTIG OHNE ENDE,
ENDE DER NACHHALTIGKEIT?
14.06.2023, Lesung
Eine Kooperation des Leibniz-Instituts für Euro- 27.06.2023, Diskussionsabend
päische Geschichte (IEG) mit dem Literatur und Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte
Musik e. V. Verein zur Förderung des Kulturdialogs (IEG) führt die Reihe »Reden wir über Europa!«
gemeinsam mit der Landeszentrale für politische
Bildung (LpB) durch.
Dana Grigorcea las aus ihrem 2021 erschienenen
Roman »Die nicht sterben«. Musikalisch begleitet
wurde die Lesung von der vielfach ausgezeichneten Mit Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt,
Saxophonistin Alexandra Lehmler. Johannes Paul- Energie und Mobilität des Landes RheinlandPfalz,
mann, Direktor des IEG, moderierte. und Annette Kehnel, Universität Mannheim, Autorin
Der Roman »Die nicht sterben« behandelt die alte des preisgekrönten Buchs »Wir konnten auch anders.
und neueste Geschichte Rumäniens und eine post- Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit«. Modera-
kommunistische Gesellschaft, die sich in den Mythos tor: Bernhard Gißibl, Leibniz-Institut für Europäische
Dracula verstrickt. Die Autorin Dana Grigorcea Geschichte (IEG).
stammt selbst aus Rumänien. Heute lebt sie in der Seit dem sogenannten BrundtlandtBericht aus dem
Schweiz. Ihr Roman wurde mit dem Schweizer Buch- Jahre 1987 ist der Begriff der Nachhaltigkeit fest im
preis 2022 ausgezeichnet, 2021 war er für den Deut- politischen Vokabular der Gegenwart verankert: das
schen Buchpreis nominiert. Leitbild einer ökologisch verträglichen, sozial gerech-
ten und wirtschaftlich leistungsfähigen Gesellschaft,
die ihre Bedürfnisse nicht auf Kosten zukünftiger
Generationen oder Gesellschaften in anderen Weltre-
gionen befriedigt. Nachhaltigkeit ist ein nicht hinter-
fragbares Ziel politischen Handelns im ökologischen
Zeitalter. Das Bundesland RheinlandPfalz versteht
sich unter anderem aufgrund einer bereits 2001 ver-
abschiedeten Nachhaltigkeitsstrategie als Vorreiter
unter den deutschen Ländern.
Aber sind wir auf dem Weg zu einer nachhaltigeren
Gesellschaft tatsächlich weitergekommen? Gibt es
Verhaltensweisen, Wirtschaftsformen oder Denk
prinzipien aus der Geschichte, die uns als Inspiration
dienen könnten? Darüber diskutierten Best seller
autorin Annette Kehnel mit der rheinland-pfälzischen
Umweltministerin Katrin Eder. Die Diskussion machte
einerseits die Unterschiede zwischen akademischer
Reflexion und politischen Handlungszwängen deut-
lich. Andererseits förderte sie faszinierende Beispiele
aus der Vergangenheit zutage, deren Ökonomien
des Teilens, Kulturen des Recyclings und Formen
des gemeinwohlorientierten Wirtschaftshandelns
tatsächlich heutige Politiken inspirieren können. So
blieb dank des engagierten und begeisterten Auf-
tritts beider Diskutantinnen am Ende nicht nur der
Eindruck, wie schwierig sich die Umsetzung nachhal-
tiger Prinzipien in einer ressortübergreifend vernetz-
ten und parteipolitisch umstrittenen Tages politik
gestaltet. Sondern auch, dass die Geschichte eine
der wichtigsten Ressourcen auf dem Weg zur Nach-
haltigkeit bereitstellen kann – die Hoffnung, dass wir
anders konnten und deshalb auch anders könnten.
Porträt der Autorin Dana Grigorcea.
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