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»FORDERUNGEN DER FREIHEIT«. DRITTE JÄHRLICHE INQUIRE-
CHRISTLICHE LINKSINTELLEKTUELLE KONFERENZ ZU INQUISITION,
IM KONTEXT. POLITISCHE, KULTURELLE, IKONOGRAPHIE UND ERINNERUNG
KIRCHLICH-RELIGIÖSE UND TRANS-
NATIONALE KONSTELLATIONEN IN 17.–18.11.2023, Konferenz
OST- UND WESTDEUTSCHLAND, Veranstaltungsort: Coimbra
1960–2000 Zentrum für Gesellschafts- und Kulturgeschichte,
Universität Coimbra, Portugal, und Inquire,
05.–07.10.2023, Tagung Internationales Zentrum für Inquisitionsforschung,
Veranstaltungsort: Katholische Akademie in Dresden Universität Bologna, Italien, in Kooperation mit
Benedikt Brunner (IEG), mit Sarah Jäger dem IEG
(Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Gabriel Nicole Reinhardt (IEG)
Wolfes (Technische Universität Chemnitz)
Nach der ersten INQUIREKonferenz im Jahr 2021,
Held:innen und Vorbilder oder fälschlich Verehrte? die sich mit aktuellen Trends in der Inquisitionsge-
Kritiker:innen und Innovator:innen oder von Ideolo- schichtsschreibung befasste, und der zweiten Konfe-
gie Verblendete? Es sind diese und weitere Spannun renz im Jahr 2022, die sich mit den finanziellen
gen, die die Biographien, das Wirken und vor allem Dimensionen der Tätigkeit der Tribunale beschäftigte,
die Rezeptionsperspektiven auf die Gruppe der ging es im Jahr 2023 um die Verflechtung von Ikono-
»Christlichen Linksintellektuellen« zwischen 1960 graphie und Erinnerung. Die Konferenzbeiträge von
und 2000 prägten. Sie schlugen sich somit wesentlich Historiker:innen und Kunsthistoriker:innen aus Por-
in den Beiträgen und Diskussionen dieser interkon- tugal, Spanien, Italien, der Tschechischen Republik,
fessionellen und interdisziplinären Tagung nieder. dem Vereinigten Königreich, Israel, Deutschland
Angesichts der dünnen Forschungslage zu dieser und Frankreich untersuchten die Rolle visueller und
Gruppe galt es daher, über Fragen des methodischen materieller Quellen für die Inquisitionsgeschichte,
Zugriffs, einzelne ausgewählte biographische For- die bislang noch nicht systematisch erforscht sind, in
schungen, Kontextualisierungs und Systematisie- einem chronologisch breiten Rahmen vom Mittelalter
rungsthesen, rezeptionsgeschichtliche Analysen, bis bis zur Neuzeit. Sie beleuchteten so ein Spannungs-
hin zu Vergleichen zwischen Ost und WestPerspek- verhältnis zwischen der relativen Knappheit von
tiven, zu diskutieren. Auf deren Basis arbeiteten die Bildern, die von den inquisitorischen Institutionen
Teilnehmenden dann gemeinsam an einer Systema- produziert wurden, und den lebendigen Bildern, die
tisierung, die die genannten Spannungen aufnimmt mit ihren Aktivitäten verbunden sind und das histo-
und Wirken und Wirkung kritisch einordnen kann. rische Gedächtnis bis heute entscheidend prägen.
Für dieses Unterfangen wurden immer wieder (kir- Angesichts dieses Paradoxons lenkte die Konferenz
chen) historische, theologische, soziologische sowie die Aufmerksamkeit sowohl auf das noch ungenutzte
politik wissenschaftliche Blickwinkel herangezogen, Potenzial visueller Quellen für ein neues Verständnis
die jeweils unterschiedliche Facetten dieser Gruppe der Inquisitionsgeschichte als auch auf das ständige
beleuchten konnten. Wiederauftauchen vergessener, verlegter oder be-
schädigter visueller und materieller Quellen, die noch
auf eine historische Analyse warten.
Ein Tagungsgbericht von Nicole Reinhardt ist auf
HSozKult erschienen.
Zum Tagungsgbericht:
URL: <https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/
fdkn-142373?utm_source=hskhtml&utm_medium=
email&utm_term=2024-4&utm_campaign=htmldigest>
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