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DigiKAR – DIGITALE REVOLUTIONÄRE FAMILIEN.
KARTENWERKSTATT ALTES REICH: DIE TRANSATLANTISCHEN LEBEN
HISTORISCHE RÄUME NEU DER »ACHTUNDVIERZIGER /
MODELLIEREN UND VISUALISIEREN FORTY-EIGHTERS« (CA. 1848/49–1914)
Johannes Paulmann (Projektleitung) Sarah Panter
mit Monika Barget, Constanze Buyken, 2015–2023 Institutionelle Förderung
Fabian Cremer und Thorsten Wübbena 2023–2025 DFGFörderung
2021–2024
Förderung: Wettbewerbsverfahren der Leibniz
Gemeinschaft Wie prägte das politische Selbstverständnis deut-
Kooperationspartner: LeibnizInstitut für Länder kun de scher Revolutionsflüchtlinge nach 1848 / 49 ihr trans
Leipzig (IfL), LeibnizInstitut für Ost und Südost atlantisches Familienleben? Und wie beeinflussten –
europa forschung Regensburg (IOS), Johannes umgekehrt – ihre Ehefrauen und Kinder den Umgang
GutenbergUniversität Mainz (JGU), École des mit der revolutionären Vergangenheit? Das Projekt
Hautes Études en Sciences Sociales Paris (EHESS) geht zur Beantwortung dieser Fragen über bislang
für die »Achtundvierziger / FortyEighters« vorherr-
schende Deutungen in dreifacher Weise hinaus:
Ein DigiKARCommunityworkshop bot im Juli 2023 Erstens erfasst es ihre Leben als Migrationsbiogra-
Forschenden verschiedener GeohumanitiesProjekte phien und erklärt Selbstverständnis und Handlungs-
eine Plattform für intensive Diskussionen über kompetenz der Agierenden aus der Erfahrung von
gemeinsame Themen und Herausforderungen. Es transatlantischer Mobilität. Zweitens analysiert es die
wurden wertvolle Impulse zur Modellierung histori- vielfältigen Herausforderungen und Mobilitätsres-
scher Orts und Mobilitätsdaten, zur Visualisierung sourcen dieser revolutionären Familien vor, während
von Herrschaftsrechten in der Frühen Neuzeit sowie und nach ihrer Flucht. Drittens nimmt das Vorhaben
zur interdisziplinären Projektarbeit gesammelt systematisch die Kinder von Revolutionsflüchtlingen
und Best Practices herausgearbeitet. Die positiven in den Blick. Dadurch eröffnet es einerseits temporal
Effekte, die sich durch das Teilen und Diskutieren der eine erweiterte Perspektive auf die Wirkungsge-
Modelle, Visualisierungen, Nutzerstudien und For- schichte der Revolution und untersucht andererseits
schungsergebnisse von DigiKAR mit der Community transatlantische Hinterlassenschaften bis in das
aus Historiker:innen, Informationswissenschaftler:in- 20. Jahrhundert hinein. Insgesamt zeigt die Analyse
nen und Kartograph:innen ergaben, unterstreichen der Lebenswege deutscher Revolutionsflüchtlinge
einmal mehr die Fruchtbarkeit des explorativen und auf, dass Mobilität, Familie und politisches Selbstver-
kollaborativen Ansatzes von DigiKAR. ständnis eng miteinander verknüpft waren und nur in
Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt wurden ihrem Zusammenwirken verstanden werden können.
zudem in weiteren Konferenzen, Workshops und 2023 wurden zwei weitere Kapitel fertiggestellt,
Vorträgen präsentiert – so auch in einer gemeinsa- unter anderem eines über die bisher weitgehend un-
men Veranstaltung des IEG und der JGU (s.S. 36f.►), erforschten Lebenswege der Revolutionärskinder.
in der digitale Projekte aus Forschung und Lehre vor-
gestellt wurden, um den Austausch am Forschungs-
standort Mainz zu fördern. Daraus entstand auch eine
Pod castFolge zu DigiKAR bei »Clio auf die Ohren«, in
der Constanze Buyken (IEG) und Bettina Braun (JGU)
über die Arbeit in einem interdisziplinären Verbund-
projekt und den Einsatz computergestützter Metho-
den in der historischen Forschung berichteten.
Zum Podcast:
URL: <https://cliozweipunktnull.uni-mainz.de/2023/11/
29/clio-auf-die-ohren-migrationen-und-mobilitaet-im-
20-jahrhundert-ein-ausflug-in-die-fruehe-neuzeit-digikar-
die-digitale-kartenwerkstatt-altes-reich-in-forschung-
und-lehre/>
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